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Entrüsten reicht nicht, wir müssen aufrüsten

2025-03-13 00:32:40 source:Premium Ring
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Um die volle Bedeutung des Eklats von Washington zu erfassen, hilft vielleicht ein Blick zurück: Als US-Präsident John F. Kennedy 1963 den von Mauer und Stacheldraht eingeschlossenen West-Berlinern zurief „Ich bin ein Berliner!“, fragte er nicht, ob es im Boden der geteilten Stadt Seltene Erden, Öl oder etwa Gold gebe. Mit einem einzigen Satz gab Kennedy den West-Berlinern und damit auch den Westdeutschen ein Schutzversprechen. Auch interessant AnzeigeAuch interessant Anzeige ► Und das war mehr wert, als jede Nato-Beistandsklausel und es hielt bis zum Fall der Mauer 1989. Wie sehr sich die Welt verändert hat, haben der amtierende US-Präsident Donald Trump und sein Vize J.D. Vance demonstriert: In einer hämisch-arroganten Art und Weise haben sie den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor der Weltöffentlichkeit beschimpft und mit leeren Händen nach Hause geschickt, weil er für die Auslieferung von Bodenschätzen seines Landes Sicherheitsgarantien erbat. Offen drohte Trump damit, die Militärhilfe für die um ihr Überleben kämpfende Ukraine einzustellen. Und ganz Europa wundert sich: War Amerika nicht gerade noch unser Freund? Lesen Sie auch Hämischer Jubel im Kreml: „Das undankbare Schwein bekam eine kräftige Ohrfeige“ Was für ein explosiver Streit! Der Eklat im Weißen Haus ruft viele Reaktionen hervor Oval-Office-Eklat: Die historischen 5 Minuten im Wortlaut Zoff für die Geschichtsbücher! Der Streit zwischen Selenskyj und Trump im Wortlaut. Man könnte meinen, dass jetzt die Stunde der Europäer schlägt. Und so hörten sie sich in den ersten entsetzten Stellungnahmen auch an. ► Die EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas versprach: „Wir werden unsere Unterstützung für die Ukraine verstärken, damit sie sich weiterhin gegen den Angreifer wehren kann.“ ► Noch-Kanzler Olaf Scholz versicherte: „Auf Deutschland – und auf Europa – kann sich die Ukraine verlassen.“ ► Sein voraussichtlicher Nachfolger Friedrich Merz: „Wir stehen an der Seite der Ukraine, in guten wie in herausfordernden Zeiten.“ Sind wir zu mehr bereit? Doch Konferenzen und Gerede werden nicht genügen. Weil die europäischen Nato-Staaten nicht über genügend Vorräte an Waffensystemen und Munition verfügen, um notfalls die US-Militärhilfen zu ersetzen, und weil auch die Kapazitäten der westeuropäischen Rüstungsindustrie kurzfristig dafür nicht ausreichen, müssen die Europäer der Ukraine viele zusätzliche Milliarden geben, damit sie künftig in den USA die notwendigen Militärgüter kaufen kann. Das bedeutet im Klartext: Mehr Steuern oder mehr Schulden für uns Bürger. Aber sind wir dazu bereit? Trump hält uns den Spiegel vor Uns werden gerade die Augen geöffnet, dass man sich in dieser Welt auf niemanden einfach verlassen sollte – und es leider auch nicht kann. Dabei ist allerdings unser größtes Problem, dass wir uns derzeit nicht einmal auf uns selbst verlassen können. Bezeichnend ist doch, dass der Ukraine-Krieg im Bundestagswahlkampf so gut wie keine Rolle gespielt hat, obwohl doch allen Parteien klar sein musste, wie die Zeitenwende à la Trump aussehen würde. Trump hält uns in gewisser Weise den Spiegel unseres eigenen Unvermögens vor. Zu den unangenehmen Wahrheiten hinter dem Eklat von Washington gehört auch: Drei Jahre nach dem Überfall Putins hat niemand im Westen eine Idee, wie der Krieg zu einem für die Ukraine gerechten Ende gebracht werden kann. Die Fronten sind im Stellungskrieg erstarrt, ein militärischer Sieg ist für beide Seiten nicht in Sicht – ebenso wenig wie eine diplomatische Lösung. Bislang gibt es nicht einmal indirekte diplomatische Gesprächskanäle der beiden Kriegsparteien. Dass es so nicht weitergehen kann, müsste eigentlich allen klar sein. Schlechter Zeitpunkt Die deutsche Politik trifft das alles zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt: Die Ampel lange gescheitert und jetzt auch abgewählt, die neue Regierung noch im Entstehen. Der Auftritt von Trump und Vance muss jedem in CDU, CSU und SPD endgültig klarmachen, dass Schluss sein muss mit den parteipolitischen Spielchen der vergangenen Wochen. Entrüstung über Trump reicht nicht, es braucht vor allem Aufrüstung.

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